September 2002

IZA DP No. 587: Kombilohn oder Workfare? Zur Wirksamkeit zweier arbeitsmarktpolitischer Strategien

Holger Bonin, Wolfram Kempe, Hilmar Schneider

published in: Vierteljahrshefte zur Wirtschaftsforschung / Quarterly Journal of Economic Research, 2003, 72 (1), 51-67

Das heutige System der sozialen Mindestsicherung verhindert in Deutschland die Ausbildung eines Niedriglohnsektors. Dies ist eine wesentliche Ursache für die hohe Arbeitslosigkeit Geringqualifizierter. Dieser Beitrag stellt zwei häufig genannte Maßnahmen zur Überwindung sozialstaatlicher Beschäftigungsschwellen einander gegenüber. Am Beispiel eines aktuellen, symptomorientierten Vorschlags für Lohnsubventionen durch Absenkung der Arbeitnehmerbeiträge zur Sozialversicherung auf niedrige Einkommen wird gezeigt, dass Förderung kleiner Markteinkommen durch Kombilöhne die Erwerbsbeteiligung nur unwesentlich erhöht. Zugleich können Mitnahmeeffekte entstehen, mit denen unerwünschte Arbeitszeitwirkungen und hohe fiskalische Kosten verbunden sind. Ein alternativer, ursachenorientierter Ansatz ist die Senkung des sozialen Leistungsniveaus durch Workfare. Eine Abschätzung des Einkommenspotenzials von Transferbeziehern auf Grundlage des Sozio-ökonomischen Panels veranschaulicht, dass sich mit der Verpflichtung erwerbsfähiger Sozialhilfeempfänger zu sozial nützlicher Arbeit bei unverändertem Niveau der sozialen Mindestsicherung deutlich positive Beschäftigungseffekte erzielen lassen.

Wage Subsidies vs. Workfare: On the Effectiveness of Alternative Strategies to Promote Low-Skilled Employment in Germany
The German system of generous subsistence payments to the unemployed generates disincentives for labor supply, preventing employment at low wages. This creates substantial unemployment of the low-skilled. This paper discusses the quantitative effects of two frequent proposals to overcome the work barriers set up by the welfare state. Using a recent concept of raising in-work income through cutting social insurance contributions at low earnings as an example, we illustrate that wage subsidies have negligible impact on labor force participation. In addition, the policy might have costly side effects, as it creates parttime incentives beyond the target group of the low qualified. As an alternative, we assess the labor market impact of a workfare strategy. The potential wages of transfer recipients, estimated on the basis of the German Socio-Economic Panel, suggest that combining social transfers with the obligation to work could substantially improve labor market performance of the employable low-skilled.