Immer gehetzt

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March 05, 2015, epd Landesdienste

(With reference to IZA DP No. 8793: The Stress Cost of Children)
 

Berlin/München (epd). An der Wand in der Küche hängt der Familienkalender, mit vier Spalten für Sohn, Tochter, Mutter und Vater. Dienstreisen der berufstätigen Eltern werden rot markiert, anders farbig alle Aktivitäten des Nachwuchses: Kinder- oder Zahnarzttermine, Sport- und Musikunterricht, Einladungen, wichtige Klassenarbeiten. Nicht notiert, da unvorhersehbar, sind: "Papa, ich habe schlimme Bauchweh, ich kann nicht in die Schule!" oder "Mama, hilfst Du mir? Ich schaff Mathe nicht alleine!"

Ach ja, und da wären noch die 13 Wochen Schulferien und plus Brückentage, die müssten auch dringend geplant werden. Irgendwann. Wenn Zeit, Urlaubstage sowie das nötige Geld für die Reisekasse übrig sind.

Es sind allerdings nicht die finanziellen Belastungen, die vielen Eltern die größten Sorgen bereiten, ergab eine vom Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) im Januar veröffentlichte Studie. Sie empfinden den durch die Kinderbetreuung verursachten zeitlichen Stress als weit gravierender. Das fanden der US-amerikanische Wirtschaftswissenschaftler Daniel S. Hamermesh und seine australischen Kollegen Hielke Buddelmeyer und Mark Wooden heraus: Sie analysierten Daten des sozioökonomischen Panels (SOEP) für Deutschland und des australischen HILDA-Datensatzes für die Jahre 2001 bis 2012. "Die Ergebnisse in beiden Ländern sind erstaunlich deckungsgleich", sagt Hamermesh.

Nicht nur das Kümmern um Babys und Kleinkinder ist zeitintensiv, auch Schulkinder und Jugendliche benötigen viel elterliche Zeit. Die Forscher ermittelten sogar, dass Eltern, deren Kinder bereits volljährig sind und einen eigenen Haushalt gegründet haben, weiterhin neben einer finanziellen eine zeitliche Mehrbelastung verspüren. Das empfundene Stressniveau geht zwar zurück, erreicht aber nicht den Wert, den es vor der Geburt der Kinder hatte. Im Vergleich zu kinderlosen Paaren bleibt es deutlich höher - auch wenn die Lebenszufriedenheit das subjektive Stressempfinden in aller Regel wieder ausgleicht.

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Reprinted with permission.

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