Arbeitsmarktexperte befürchtet Jobverlust bei flächendeckendem Mindestlohn

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28. Oktober 2013, Der Spiegel

(Mit Stellungnahme von Klaus F. Zimmermann)
 

Der Arbeitsmarktforscher Klaus F. Zimmermann warnt Union und SPD vor der Einführung eines flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohns. "Solche Vereinbarungen sind die Axt am Reformmodell Deutschland. Sie signalisieren den Verzicht auf eine Vollbeschäftigungsstrategie", sagt der Direktor des renommierten Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA) in Bonn. Bedenklich sei dabei nicht nur ein politisch bestimmter Mindestlohn von 8,50 Euro, wie er derzeit in den Koalitionsverhandlungen diskutiert wird, sondern auch eine Lohnuntergrenze generell. Dies sei ein ineffizientes Umverteilungsinstrument und brächte "trotz hoher Kosten nicht viel mehr an wirtschaftlicher Gleichheit", kritisiert Zimmermann. Menschen mit Problemen auf dem Arbeitsmarkt, wie etwa zu geringer Qualifikation oder langer Arbeitslosigkeit, könnten starre Mindestlöhne sogar eher schaden. "Deren Vermittlung wird dann noch schwieriger", sagt der Ökonom. Die meisten Unternehmen würden die zusätzlichen Kosten ohnehin durch Entlassungen auffangen oder auf die Preise ihrer Produkte schlagen. "Dadurch besteht die Gefahr von steigender Arbeitslosigkeit in Wirtschaftsbereichen auch außerhalb des Mindestlohnsektors", warnt Zimmermann. Das IZA ist mit rund 1300 Wissenschaftlern weltweit das größte Forschungsnetzwerk der Ökonomie.


Nachdruck mit freundlicher Genehmigung.

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