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2005

Dezember 2005:
 

Buchneuerscheinung: Deutschland - was nun? Reformen für Wirtschaft und Gesellschaft

Ende 2005 schwankt Deutschland zwischen Reformaufbruch und Reformmüdigkeit. Die begonnenen Modernisierungen von Wirtschaft und Sozialstaat greifen nur langsam. Die Vorbehalte gegen eine konsequente Fortsetzung des eingeschlagenen Weges sind ebenso groß wie die Herausforderungen, vor denen Politik und Gesellschaft in den nächsten Jahren stehen. Föderalismus, Arbeitsmarkt, Haushaltssanierung und Besteuerung, Gesundheit, Rente und Generationengerechtigkeit, Bildung und Forschung sowie Familienpolitik sind einige der zentralen Aufgabenstellungen.

Renommierte Autoren zeigen Perspektiven auf

Mit Blick auf die großen Herausforderungen für die neue Regierungskoalition hat IZA-Direktor Klaus F. Zimmermann ein hochkarätiges Autorenteam versammelt, das zu diesen und weiteren Reformthemen unbequem, aber konstruktiv Stellung bezieht. Als ausgewiesene Experten auf ihrem jeweiligen Fachgebiet haben die beteiligten Ökonomen insgesamt zwanzig, mitunter bewusst provokant formulierte Beiträge zu den elementaren Zukunftsaufgaben unseres Landes beigesteuert. So ist ein sehr facettenreicher Band entstanden, der unmissverständlich Stellung bezieht zu den wichtigsten ökonomischen und gesellschaftlichen Fragen unserer Zeit.

Zu den Autoren zählen Bert Rürup (Vorsitzender, Sachverständigenrat), Wolfgang Wiegard (Sachverständigenrat), Thomas Straubhaar (Präsident, HWWI Hamburg), Michael Hüther (Direktor, Institut der Deutschen Wirtschaft, Köln), Rüdiger Pohl (Universität Halle-Wittenberg), Friedrich Breyer (Universität Konstanz), Claudia Kemfert (DIW Berlin), Charles B. Blankart (Freie Universität Berlin), Hilmar Schneider (IZA), Gebhard Kirchgässner (Universität St. Gallen), Gert G. Wagner (Forschungsprofessor, DIW Berlin), Bernd Raffelhüschen (Universität Freiburg), David B. Audretsch (Max-Planck-Institut für Ökonomik, Jena), Georg Meran (Vizepräsident, DIW Berlin), Friedrich Schneider (Universität Linz), Hans-Georg Petersen (Universität Heidelberg), Alfred Steinherr (Abteilungsleiter Konjunktur, DIW Berlin) und Christian von Hirschhausen (DIW Berlin).

Wissenschaftlich fundiert und dennoch klar und allgemeinverständlich formuliert, zeigen die Autoren auf, wie Deutschland in die Schieflage geriet und was getan werden muss, damit das Land wieder in die Erfolgsspur kommt. Unter dem Titel "Deutschland – was nun? Reformen für Wirtschaft und Gesellschaft" ist das Buch soeben erschienen. In der Zusammenschau aller Beiträge wird die Dimension der für die nächsten Jahre anstehenden Aufgaben im Pflichtenheft der Politik deutlich, die jede Strategie des Abwartens ad absurdum führen würde. Der Band möchte die Reformkräfte vielmehr dazu ermuntern, den eingeschlagenen Weg entschlossen fortzusetzen und dabei auf nachhaltige Modernisierungsmaßnahmen zu setzen.

Starke politische Führung erforderlich

Das Ergebnis der Bundestagswahl vom 18. September 2005 ermöglicht im Grundsatz eine konsequente Reformpolitik mit sozialer Symmetrie. Eine Große Koalition kann mehr Reformgeschwindigkeit auf die Gleise bringen, als dies zuvor möglich war. Auf allen Beteiligten lastet aber gerade deshalb ein erheblicher Erwartungs- und Erfolgsdruck, dem sich im Interesse des Landes niemand entziehen darf. Die notwendige gesellschaftliche Aufbruchstimmung kann jedoch nur erzeugt werden, wenn die Politik Entschlossenheit, Führungsstärke und den Mut zu unbequemen Schritten auch dort zeigt, wo dies ihre Klientel schmerzen wird. Andererseits muss glaubhaft gemacht werden, dass die Reformpolitik die Voraussetzungen dafür schafft, langfristig Prosperität und die Vermeidung von wirtschaftlicher Ausgrenzung sicherzustellen. Die Politik befindet sich angesichts dessen nur allzu offenkundig im Spagat zwischen der Erkenntnis, mutiges Handeln nicht länger aufschieben zu dürfen, und der Versuchung, dabei die eigenen Wähler nicht "über Gebühr" zu belasten und einmal mehr auf Zeit zu spielen.

Das neue Buch "Deutschland – was nun?" appelliert nachdrücklich an die politischen Entscheidungsträger, die langfristig zwingenden Erfordernisse im Auge zu behalten und nicht nur buchstäblich kurzfristige Sanierungsschnitte vorzunehmen.

Mit der Veröffentlichung dieses Buches verbinden die beteiligten Ökonomen die gemeinsame Hoffnung, dass ein entschiedener Reformaufbruch in Deutschland gelingen möge. Dabei gilt es die verzögerte Wirkung der meisten auf Nachhaltigkeit angelegten Modernisierungsmaßnahmen nicht zu unterschätzen. Eine deutliche Linderung der prekären Lage auf dem Arbeitsmarkt kann selbst im günstigsten Fall konsequenter Reformen niemand auf kurze Frist versprechen. Der unausweichliche Umbau unseres Sozialstaates mit dem Ziel von größeren Anreizwirkungen und mehr Generationengerechtigkeit wird den Bürgern erhebliche Opfer zumuten, die nicht zeitgleich, sondern bestenfalls zeitversetzt durch steuerliche Entlastungen gemildert werden können. Ein massiver Subventionsabbau zwingt nicht nur zur Überprüfung der Marktfähigkeit ganzer Industriezweige, sondern auch zur Rückbesinnung der Interessensgruppen auf das volkswirtschaftliche Wohl des Landes. Die notwendigen Schritte zur Reform unseres Bildungswesens sind eine elementar wichtige Investition in die Zukunft, aber kein Zauberstab zur sofortigen Beseitigung erkannter Bildungsdefizite, die unsere wirtschaftliche Leistungsfähigkeit belasten. Gleiches gilt für die Familienpolitik oder den Klimaschutz. Vieles wird vom Befreiungsschlag einer Erneuerung unserer föderalen Struktur abhängen, die aber ihrerseits realistischerweise nicht in kurzer Zeit umgesetzt werden kann.
Wagner | Schneider | Niebel | Zimmermann
Umso wichtiger ist die starke politische Führung durch die Akteure der neuen Großen Koalition. Deren historischer Vorläufer der Jahre 1966 bis 1969 ist keineswegs als Auslöser einer Zeit des Stillstands in die Geschichte eingegangen, sondern hat gerade auf dem Gebiet der Wirtschaftspolitik beachtliche Erfolge erzielt. Die zweite Große Koalition muss an sich selbst hohe Ansprüche stellen und ist zum Erfolg gezwungen. Das vorliegende Buch zeigt Wege auf, wie es zu schaffen ist.

Gemeinsam mit FDP-Generalsekretär Dirk Niebel präsentierten Klaus F. Zimmermann, Hilmar Schneider und Gert G. Wagner (DIW Berlin) den aktuellen Band am 18. Januar in Berlin der Öffentlichkeit (siehe Foto rechts).

[weitere Informationen zum Buch]
 

Neue IZA-Initiative: Young Labor Economist Award

Bereits seit dem Jahr 2002 verleiht das IZA den jährlichen IZA Prize in Labor Economics, der sich als eine der bedeutendsten internationalen Auszeichnungen auf dem Gebiet der Wirtschaftswissenschaften etabliert hat. Künftig wird das IZA über diesen Preis hinaus den "IZA Young Labor Economist Award" ausloben, mit dem herausragende, bereits publizierte Forschungsarbeiten von Nachwuchswissenschaftlern zur Arbeitsökonomie gewürdigt werden sollen. Alle Autoren der prämierten Arbeit müssen zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung jünger als 40 Jahre gewesen sein. Das Preisgeld von 5000 Euro wird zwischen den Autoren aufgeteilt.

An der Auswahl der Preisträger werden zunächst die Research Fellows des IZA mitwirken. Sie werden vom IZA dazu aufgerufen, preiswürdige Arbeiten zu nominieren, deren Begutachtung und Vorauswahl im Anschluss den IZA-Programmdirektoren obliegt. Die von ihnen erarbeitete Vorschlagsliste von je drei Forschungsarbeiten wird die Grundlage für die Entscheidung über den oder die Preisträger bilden.

Der erste IZA Young Labor Economist Award für eine im Jahr 2004 veröffentlichte Arbeit wird im Herbst 2006 verliehen.

"Die Einführung dieses Preises spiegelt das starke Bestreben des IZA wider, junge und aufstrebende Wissenschaftler zu fördern und sie zu Höchstleistungen in der Arbeitsökonomie zu stimulieren", so IZA-Forschungsdirektor Armin Falk anlässlich der Bekanntgabe dieser neuen IZA-Initiative.


November 2005:
 

IZA-Studie: Kleine Geschenke erhöhen die Spendenbereitschaft

Wenn Hilfsorganisationen ihren Spendendaufrufen als Geschenk einige Postkarten beilegen, erhöht das das Spendenaufkommen wesentlich. Das hat IZA-Forschungsdirektor Armin Falk in einem Feldexperiment festgestellt.

Falk, der zugleich Professor an der Universität Bonn und Leiter des dortigen Labors für experimentelle Wirtschaftsforschung ist, hat in Kooperation mit einer Hilfsorganisation Verhalten und Motive potenzieller Spender untersucht. Dazu wurden 10.000 Spendenaufrufe versendet. Jeweils ein Drittel der Briefe enthielt ein kleines, ein großes oder gar kein Geschenk. Das kleine Geschenk bestand aus einer Postkarte, das große aus jeweils vier.

Resultat: Geschenke steigern sowohl die Zahl der Spender als auch die von ihnen gegebene Summe. Schon durch eine einzige Postkarte ließen sich 17 Prozent mehr Spender erweichen; bei mehreren Postkarten stieg ihre Zahl sogar um 75 Prozent. Insgesamt gaben Spender, die gar kein Geschenk erhielten, 16.006 Euro. Bei einer Postkarte stieg die Spendensumme auf 17.584 Euro, bei vieren sogar auf 26.518 Euro. "Offenbar fühlen sich die Spender verpflichtet, den Wert des erhaltenen Geschenks zurückzuzahlen", erklärt Falk. "Die Resultate bestätigen, dass die meisten Menschen nicht eigennützig, sondern reziprok handeln. Das heißt, sie belohnen freundliches oder faires Verhalten, auch wenn das für sie mit Kosten verbunden ist."

Was aber passiert, wenn alle Organisationen in Zukunft ihren Spendenaufrufen kleine Geschenke beilegen? "Es ist schwer zu sagen, ob die gespendete Summe dann insgesamt zunimmt", so Falk. "Möglicherweise sind Spender nur bereit, einen bestimmten Maximalbetrag zu spenden. Den geben sie eventuell eher der Organisation, die Postkarten beilegt. Insgesamt wäre das also ein Nullsummenspiel."

Den Volltext der Studie finden Sie als IZA Discussion Paper No. 1148.

 

IZA Tower Talk: Bundesbankpräsident fordert mehr Reformdynamik - Griff in den "Pillenkasten"

Axel Weber im Gespräch mit Hilmar Schneider
Als Gast des IZA Tower Talk referierte am 24. November Bundesbankpräsident Axel Weber vor vollem Saal im Bonner Post-Tower über Chancen und Risiken der Globalisierung und die vor diesem Hintergrund unausweichlichen Reformnotwendigkeiten auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Der Ökonom warnte davor, die Globalisierung als "Sündenbock für hausgemachte Probleme" zu missbrauchen und stellte anhand zahlreicher Fakten fest, dass Deutschland eindeutig zu den Gewinnern der weltweiten Wirtschaftsverflechtung zähle. Die eigentlichen Verlierer dieser Entwicklung seien die Staaten Afrikas, an denen die Globalisierung bislang völlig vorbei gegangen sei. Hier sei ein umfassender Barriereabbau im Handel mit diesen Ländern vordringlich.

In Deutschland wirke die Globalisierung dagegen förmlich wie eine Vitaminkur, auf die das Land umso weniger verzichten könne, als Sozialstaat und Arbeitsmarkt nach wie vor schwer krank seien. "Ein ganzer Pillenkasten", so Axel Weber, sei nötig, um hier Abhilfe zu schaffen. Die meisten Reformrezepte lägen zwar griffbereit in der Schublade, doch politisch geschehe noch zu wenig, um sie mit dem erforderlichen Nachdruck in die Tat umzusetzen. Um den strukturellen Defiziten zu begegnen, müsste eine Abkoppelung der Kranken- und Pflegeversicherungen von den Arbeitskosten erfolgen, das Flächentarifvertragsrecht noch konsequenter flexibilisiert, der Kündigungsschutz weiter gelockert und eine Konzentration von Subventionen auf aufstrebende Wirtschaftszweige wie den Dienstleistungssektor (bei gleichzeitig radikalem Subventionsabbau in zukunftslosen Segmenten) vorgenommen werden. Deutschland bleibe nicht mehr viel Zeit, um diese Reformen durchzuführen, denn nach dem Jahr 2010 würde sich der Problemdruck demographiebedingt noch erheblich verschärfen.

Sowohl Axel Weber als auch Hilmar Schneider, IZA-Direktor für Arbeitsmarktpolitik, bezweifelten allerdings, ob die neue Bundesregierung die Kraft aufbringen werde, gegen die zu erwartenden Widerstände zu wirkamen Problemlösungen zu kommen. Einerseits böte die große Koalition zwar durchaus gute Chancen, das "Handlungsdefizit" zu überwinden, andererseits könne sich aber schnell erweisen, dass die divergierenden politischen Vorstellungen der beteiligten Parteien einer umfassenden Reformstrategie im Weg stehen.

[Informationen zur Veranstaltungsreihe "IZA Tower Talk"]

Oktober 2005:
 

Dale Mortensen und Christopher Pissarides erhalten IZA-Preis 2005

Zimmermann | Mortensen | Pissarides | Wulf-Mathies | Pfann
Am 24. Oktober 2005 wurde in Berlin vor geladenen Gästen aus dem In- und Ausland der diesjährige IZA Prize in Labor Economics an die Ökonomen Dale T. Mortensen (Northwestern University) und Christopher A. Pissarides (London School of Economics) verliehen. Mit dieser Auszeichnung werden die gemeinsamen Forschungsarbeiten beider Wirtschaftwissenschaftler zu Suchkosten und Anpassungsprozessen auf dem Arbeitsmarkt, die nicht zuletzt auch eine hohe Aktualität im Hinblick auf die gegenwärtigen Arbeitsmarktreformen in Deutschland haben und den Kurs der Politik bestätigen, durch gezielte Verhaltensanreize, eine Politik des "Förderns und Forderns", aber auch durch eine effizientere, Suchkosten reduzierende Arbeitsvermittlung die Dauer der Arbeitslosigkeit zu verkürzen.

Die Entscheidung über die diesjährigen Preisträger hatte das IZA Prize Committee getroffen, in dem neben IZA-Direktor Klaus F. Zimmermann und IZA-Forschungsdirektor Armin Falk die Nobelpreisträger George Akerlof (University of California, Berkeley) und Joseph Stiglitz (Columbia University, New York) sowie Richard Portes (London Business School) vertreten sind. Zuvor hatten alle IZA Research Fellows die Möglichkeit, ihre Nominierungen zum IZA Prize 2005 einzureichen. "Der IZA Prize in Labor Economics 2005 würdigt die wegweisenden Arbeiten dieser kreativen Ausnahmewissenschaftler, die sowohl die theoretische als auch die empirische Arbeitsmarktforschung revolutioniert haben", heißt es in der Preisbegründung des Auswahlkomitees.

An der hochkarätigen IZA Prize Conference "Frontiers in Labor Economics" zu Ehren der Preisträger nahmen mit Richard Freeman (Harvard University) und Nobelpreisträger James Heckman (University of Chicago) unter anderem zwei herausragende US-Ökonomen mit Fachreferaten zur Zukunft der Gewerkschaften und zum Einfluss kognitiver und nichtkognitiver individueller Fähigkeiten auf Arbeitserfolg und Sozialverhalten teil. Tito Boeri (Bocconi University, Mailand) würdigte den mit den Forschungsleistungen von Mortensen und Pissarides verknüpften methodischen Fortschritt der Arbeitsökonomie.

Als Gastredner der Festveranstaltung hob der geschäftsführende Bundesminister der Finanzen, Hans Eichel, den Beitrag der IZA-Preisträger zum Erkenntnisfortschritt der Arbeitsmarktpolitik hervor und stellte zugleich die Bedeutung des IZA im Rahmen der Evaluationsforschung zu den aktuellen deutschen Arbeitsmarktreformen heraus. Die anschließende Diskussionsrunde zu Fragen der "Reformpolitik nach der Bundestagswahl" unter Mitwirkung von Freeman, Heckman, Eichel, Zimmermann und IZA-Preisträger Pissarides spannte einen Bogen von Arbeitslosenversicherung, Mindestlohn, Gewerkschaftsmacht und Niedriglohnsektor bis hin zu Renteneintrittsalter und Mehrwertsteuererhöhung. Sie wurde von Cherno Jobatey (Moderator, ZDF-Morgenmagazin) moderiert, der auch durch das Programm des Abends führte. Zu dessen Beginn hatte Monika Wulf-Mathies (Leiterin Konzernbereich Politik und Nachhaltigkeit, Deutsche Post World Net), die den kurzfristig verhinderten Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Post und IZA-Präsidenten Klaus Zumwinkel vertrat, die Gäste begrüßt und die seit 1998 andauernde erfolgreiche Zusammenarbeit von Deutscher Post und IZA im Rahmen des Wissenschaftssponsorings der Deutsche Post-Stiftung als beispielhaft gewürdigt.

In seiner sehr persönlich gehaltenen Laudatio ging Gerard Pfann (Maastricht University) näher auf die Verdienste der Preisträger um die Weiterentwicklung der Arbeitsökonomie ein. Die Analysen der beiden IZA-Preisträger führen zu einem besseren Verständnis des Verhaltens von Akteuren in Arbeitsmärkten, die durch technologischen Fortschritt und Globalisierung (also ein Auf und Ab von Arbeitsplatzabbau und -entstehung) geprägt sind. Wie auf anderen Märkten auch, müssen die Akteure des Arbeitsmarktes Zeit und Kosten - etwa für die Informationsbeschaffung oder die Bewerberauswahl - aufwenden, um ihren Partner zu finden. Arbeitnehmer und Arbeitgeber stehen also vor der Frage, wie intensiv sie suchen, wann sie mit der Suche aufhören, oder ob es sich lohnt, weiter nach einem Partner Ausschau zu halten, der möglicherweise eine noch größere "Passgenauigkeit" verspricht. Die Modelle von Mortensen und Pissarides machen deutlich, von welchen Faktoren die Entscheidungsfindung abhängt. Institutionen wie etwa die Arbeitslosenversicherung, Mindestlohnbestimmungen oder die aktive Arbeitsvermittlung spielen hier eine wesentliche Rolle.

Nach der Preisübergabe durch Monika Wulf-Mathies und Klaus F. Zimmermann beschrieb Dale Mortensen in seiner Dankesrede die Hintergründe seiner erfolgreichen Zusammenarbeit mit Christopher Pissarides und zeigte sich tief bewegt durch die Auszeichnung ihrer langjährigen gemeinsamen Forschungsarbeiten.

Weitere Informationen:
Pressemitteilung | Begründung des Preiskomitees | IZA Prize Homepage | CV Mortensen | CV Pissarides | Handelsblatt-Artikel | LSE-Webseite
 

Neues Datenservicezentrum des IZA ermöglicht Datensatz-Recherche und Fernrechnen

Im Rahmen eines vom Bundesforschungsministerium geförderten Projekts hat das IZA ein virtuelles Datenservicezentrum entwickelt, das erstmals eine gezielte und umfangreiche Suche nach für die Arbeitsökonomie relevanten Datensätzen ermöglicht. In der vom IZA erstellten "Meta-Datenbank" sind die Datensätze, die laut Umfrage innerhalb des IZA-Forschernetzwerks als besonders relevant für die Arbeitsmarktforschung gelten, technisch und inhaltlich standardisiert recherchierbar. So ist erstmals eine gezielte Suche nach Fragen und Variablen möglich, deren Änderungen im Zeitablauf ebenfalls dokumentiert sind. Ferner werden allgemeine Informationen etwa zu den Bezugsbedingungen der Datensätze wie auch spezielle inhaltliche Angaben zur Verfügung gestellt. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass vormals nur auf Deutsch verfügbare Dokumentationen ins Englische übersetzt wurden, um sie einer breiteren Forschergemeinde zugänglich zu machen.

Neben diesem frei verfügbaren Service haben autorisierte Forscher nun die Gelegenheit, ausgewählte Datensätze mittels eines kontrollierten Fernrechensystems zu analysieren. Hierzu werden die Analyseaufträge in allen gängigen Formaten online oder per E-Mail ans IZA übermittelt, wo die Berechnungen umgehend durchgeführt und die Ergebnisse an den Forscher zurückgesandt werden.

Die Homepage des IZA-Forschungsservicezentrums mit detaillierten Informationen finden Sie unter metadata.iza.org
 

Volkswagen-Stiftung fördert IZA-Projekt zu Migration und Ethnizität

Im April 2005 startete das IZA eine neue Projektgruppe mit dem Titel "Economics and Persistence of Migrant Ethnicity", die sich mit migrations- und integrationsspezifischen Fragestellungen befasst. Dabei bildet das IZA zusammen mit sieben weiteren Arbeitsgruppen eine von der Volkswagen-Stiftung finanzierte Forschungsgemeinschaft zum Thema "Migration und Integration". Der Austausch von Forschungsergebnissen soll regelmäßig im Rahmen von Workshops stattfinden. Die Projektgruppe des IZA steht unter der Leitung von IZA-Direktor Klaus F. Zimmermann, IZA-Programmdirektor für Migration Barry R. Chiswick und IZA Senior Research Associate Amelie Constant; auch IZA Research Fellow Don DeVoretz (Simon Fraser University, Canada) gehört dem Führungsteam an.

Das Forschungsprojekt des IZA dient der Beurteilung der durch ethnische Vielfalt sowie Migration entstehen Kosten und Nutzen für eine Gesellschaft. Ein besseres Verständnis dieser Fragestellung ist gerade vor dem Hintergrund der Globalisierung, des zunehmenden demographischen Wandels und der vielerorts angespannten Wirtschaftslage von besonderer Bedeutung.

Ein für die IZA-Arbeitsgruppe entscheidendes Gebiet ist die Staatsangehörigkeit von Migranten gerade in Bezug auf die Dauer ihrer Eingliederung in eine fremde Gesellschaft und deren Auswirkungen. Ziel des Projekts ist es, die wesentlichen Ursachen für eine erfolgreiche Verankerung von Einwanderern in der Gesellschaft zu bestimmen, wofür die Übernahme der Staatsbürgerschaft, Eheschließungen zwischen Migranten und Inländern und die unternehmerische Selbstständigkeit von Migranten als wichtige Indikatoren dienen. Ferner soll versucht werden das "ethnische Kapital", welches auf spezifischen Kenntnissen, Fähigkeiten und Beziehungen der Zuwanderer beruht, zu evaluieren.

Erste Ergebnisse ihrer Forschungsarbeiten stellten Vertreter des IZA am 6. und 7. Oktober diesen Jahres in Berlin im Rahmen eines Workshops in Berlin vorgestellt. Weitere Informationen zum Workshop sowie den Arbeitsgruppen unter: http://vw-migration-project.iza.org

September 2005:
 

Zimmermann stellt Wahl-Check 2005 vor

In seiner Eigenschaft als Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) hat IZA-Direktor Klaus F. Zimmermann ein vom DIW gemeinsam mit dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW Köln) erstelltes Gutachten vorgestellt, in dem die Wahlprogramme der deutschen Parteien bezüglich der Politikfelder Arbeitsmarkt, Steuern, Rentenversicherung und Krankenversicherung analysiert und anhand von Schulnoten bewertet werden.
[Lesen Sie mehr]

 

IZA-Studie: Größere Zufriedenheit risikobereiter Menschen

Eine aktuelle Studie von IZA-Forschungsdirektor Armin Falk und weiteren IZA-Wissenschaftlern sowie Experten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) analysiert den Zusammenhang zwischen den individuellen Eigenschaften der Menschen, ihrer Risikobereitschaft und Lebenszufriedenheit. Im Rahmen der Untersuchung wurden mehr als 20.000 Interviews mit Personen aus ganz Deutschland ausgewertet und die Ergebnisse zusätzlich experimentell abgesichert. Ein besonders bemerkenswertes Resultat der Studie: Wer gerne Risiken eingeht, ist mit seinem Leben zufriedener.

Im Rahmen der Interviews sollten die Befragten ihre Risikobereitschaft auf einer Skala von Null (= gar nicht risikobereit) bis Zehn (= sehr risikobereit) einschätzen und zudem an einem Gedankenexperiment teilnehmen. Die Befragten sollten sich unter anderem vorstellen, sie hätten in einer Lotterie 100.000 Euro gewonnen, von denen sie nun einen Teil bei einer Bank anlegen durften. Mit 50 Prozent Wahrscheinlichkeit konnten sie so den angelegten Betrag innerhalb von zwei Jahren verdoppeln. Ebensogroß war aber das Risiko, die Hälfte des eingesetzten Geldes zu verlieren.

Die Auswertung der Interviews ergab die folgenden zentralen Resultate: Frauen verhalten sich deutlich risikoscheuer als Männer – im Gedankenexperiment investierten sie etwa 6.000 Euro weniger. Unabhängig vom Geschlecht sind jüngere Menschen risikofreudiger. Gebildete Eltern haben den risikobereiteren Nachwuchs.

Um den Unterschied zwischen Selbsteinschätzung und tatsächlichem Verhalten zu ermitteln, wurden über die Interviews hinaus 450 zufällig ausgewählte Versuchspersonen aus dem ganzen Bundesgebiet zu einem einfachen Gewinnspiel eingeladen. In einer Lotterie konnten die Teilnehmer mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent 300 Euro gewinnen oder leer ausgehen. Alternativ konnten sie einen Fixbetrag annehmen, statt an der Lotterie teilzunehmen. Gefragt wurde nach der Höhe des Fixbetrages, bis zu dem die Probanden lieber auf die möglichen 300 Euro hoffen wollten, als die fest zugesagte Summe zu kassieren. Die Verhaltensanalysen bestätigten die zuvor in den Interviews ermittelten Zusammenhänge.

Auch auf die Jobwahl scheint die Risikobereitschaft einen Einfluss zu haben: So sind Selbständige nach den Ergebnissen der Studie weniger vorsichtig. Wer im Öffentlichen Dienst arbeitet, ist dagegen eher auf Sicherheit bedacht.

Die Studie ist in Kooperation von IZA und DIW Berlin entstanden. Mitgewirkt haben Armin Falk, Thomas Dohmen, David Huffman und Uwe Sunde (IZA) sowie Jürgen Schupp und Gert G. Wagner (DIW Berlin).
Die vollständige Untersuchung ist als IZA Discussion Paper No. 1730 verfügbar.
[Abstract] | [Volltext in PDF]

 

IZA-Direktor zum Berater des EU-Kommissionspräsidenten ernannt

IZA-Direktor Klaus F. Zimmermann ist in die Beratergruppe Group of Societal Policy Analysis (GSPA) des Bureau of European Policy Advisors (BEPA) berufen worden. Am 6. Oktober 2005 wird sich die GSPA erstmalig in Brüssel versammeln, um unter dem Vorsitz des EU-Kommissionspräsidenten José Manuel Barroso über die Nachhaltigkeit der europäischen Sozialmodelle zu diskutieren.

Die Group of Societal Policy Analysis ist eine der drei neu gegründeten Beratergruppen des BEPA und befasst sich unter anderem mit den Themen Arbeitsmarkt und Sozialreformen in den EU-Mitgliedsstaaten, sowie Wissenschaft, Technologie, Europäische Werte und Kultur.

Als eine Abteilung der Europäischen Kommission ist das Bureau of European Policy Advisors direkt dem Kommissionspräsidenten unterstellt und berät diesen und andere Kommissionsmitglieder auf den Feldern Ökonomie, Politik und Gesellschaft. Die Empfehlungen des BEPA sind dabei richtungsweisend und konzentrieren sich darauf, perspektivisch Politikoptionen für die Kommission und den Präsidenten zu erarbeiten. Zu diesem Zweck wird Prof. Dr. Klaus F. Zimmermann als unabhängiger und international renommierter Wissenschaftler zusammen mit anderen angesehenen Experten die GSPA unterstützen.

August 2005:
 

IZA-Direktor Zimmermann zur Erhöhung des Renteneintrittsalters

IZA-Direktor Klaus F. Zimmermann hat sich in einem Interview mit den "Lübecker Nachrichten" unter anderem für eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit ausgesprochen. Unter dem Schlagwort "Rente mit 70" ist dieser Vorschlag in die öffentliche Diskussion eingebracht worden und hat eine heftige Debatte ausgelöst. Im folgenden finden Sie den vollständigen Wortlaut des Interviews mit Klaus F. Zimmermann sowie weitere Pressebeiträge zum Thema.

- Leserbrief in Tagesspiegel online (21. August 2005)
- Gastbeitrag in der Süddeutschen Zeitung (18. August 2005)
- Interview im Bonner General-Anzeiger (13. August 2005)
- Interview in den Lübecker Nachrichten [PDF] (10. August 2005)

 

IZA-Studie belegt Zusammenhang zwischen Rechtsextremismus und Arbeitslosigkeit

In Ostdeutschland wurden in den letzten Jahren rund dreimal so viele rechtsextreme Straftaten pro Einwohner verzeichnet wie in Westdeutschland. Eine aktuelle Forschungsarbeit, die als IZA Discussion Paper No. 1540 vorliegt, tritt der verbreiteten Annahme entgegen, dies sei vor allem ein Effekt der unterschiedlichen Sozialisation in Ost und West. Nach den Erkenntnissen der von IZA-Forschungsdirektor Armin Falk (zugleich Universität Bonn) und IZA-Fellow Josef Zweimüller (Universität Zürich) vorgelegten Untersuchung, ist die Ursache dieser auffälligen Diskrepanz vor allem in der höheren Arbeitslosenquote in den neuen Bundesländern zu suchen. Ein Vergleich der amtlich erfassten rechtsextrem motivierten Straftaten und Arbeitslosenzahlen ergibt einen signifikanten
Zusammenhang: Je höher die Arbeitslosenquote war, desto mehr rechtsextreme Straftaten wurden verübt. Allerdings gilt diese Faustformel erst ab einer kritischen Mindestarbeitslosigkeit. Andere landesspezifische Faktoren wie der Anteil junger Männer an der Bevölkerung, die Pro-Kopf-Ausgaben für Jugend- und Sozialhilfe, der Anteil ausländischer Mitbürger oder die Aufklärungsrate von Verbrechen konnten die Unterschiede zwischen den Bundesländern nicht erklären.

"Bei ökonomischen Problemen kommen versteckte rassistische Ressentiments an die Oberfläche, und die Bereitschaft, sich für ausländische Mitbürger einzusetzen, sinkt. In einem solchen Klima gedeihen rechtsextreme Straftaten", erläutert Falk die Forschungsergebnisse. "Unsere Studie sagt aber nicht: Rechtsextreme Straftaten werden vor allem von Arbeitslosen begangen. Der Zusammenhang ist viel komplexer. Eine hohe Erwerbslosenquote erhöht die Existenzangst auch bei denen, die Arbeit haben. In einem solchen Umfeld sinkt dann die Bereitschaft, Zivilcourage zu zeigen und gegen rechtsextreme Ausschreitungen einzutreten. Das wirkt wie eine zusätzliche Ermutigung für die eigentlichen Täter. 80 Prozent der Differenz zwischen Ost- und Westdeutschland sind allein auf die unterschiedlichen Erwerbslosenzahlen in Ost und West zurückzuführen."

Lesen Sie dazu:
- Pressemitteilung der Universität Bonn
- Studie im Volltext [PDF]


Juli 2005:
 

"IZA Compact" präsentiert sich in neuem Design: Aktuelle Berichte und Meinungen

Seit über sechs Jahren versorgt der in deutscher und englischer Sprache erscheinende Newsletter IZA Compact einen ständig wachsenden Leserkreis in aller Welt mit aktuellen Nachrichten aus der Arbeit des Instituts. Grund genug für eine umfassende Neugestaltung des Layouts. Wir hoffen, dass die Neuerungen Ihre Zustimmung finden und freuen uns auf Ihr Feedback unter compact@iza.org.

In der aktuellen Ausgabe finden Sie neben Berichten über IZA-Aktivitäten und Buchneuerscheinungen eine ausführliche Beschreibung des IZA-Reformvorschlags zur Arbeitslosenversicherung. Lesen Sie auch, was nach Meinung von IZA-Direktor Klaus F. Zimmermann auf die künftige Bundesregierung zukommt.

Die Online-Version des Newsletters finden Sie ebenso wie Hinweise zum Abonnement der kostenlosen Druckausgabe unter IZA Compact.

Mai 2005:
 

IZA-Direktoren Zimmermann und Falk im Ökonomen-Ranking vorn

Zimmermann
In einem soeben vom Handelsblatt veröffentlichten Ranking deutscher Wirtschaftswissenschaftler erreicht IZA-Direktor Klaus F. Zimmermann (zugleich Präsident des DIW Berlin), als einziger Ökonom in beiden Kategorien einen Platz unter den Top 10. Während er unter den führenden Forschern - gemessen an der Häufigkeit, in der ihre Publikationen während der letzten zehn Jahre in führenden Fachzeitschriften zitiert wurden - Platz fünf belegt, rangiert er auf dem Gebiet der Medienpräsenz sogar an vierter Stelle.

Nur drei weitere Ökonomen schaffen in beiden Kategorien den Sprung in die Top 25. Diesen offenkundigen Dualismus zwischen Forschern und Kommunikatoren hält Zimmermann für ein entscheidendes Manko der deutschen Forschungslandschaft: "Im Normalfall sollte ein Ökonom, der als Politikberater tätig ist, auch in der Forschung etwas zu sagen haben." Umgekehrt seien in Deutschland - anders als etwa in den USA - "viele Spitzenökonomen noch zu wenig bereit, sich auf das Spiel mit den Medien einzulassen. Doch nur so kann Wissenschaft wichtige Impulse aus der Politikberatung erhalten und die Politikberatung wissenschaftlich fundiert sein."

Das IZA sieht sich durch das Ergebnis des Rankings in seiner Strategie bestätigt, neben erstklassiger wissenschaftlicher Forschung gleichermaßen gezielt Beratungsaufgaben wahrzunehmen. Auch die Wahl des Standorts Bonn war nach Einschätzung des Handelsblatts eine weise Entscheidung: Der Fachbereich Wirtschaftswissenschaften an der Bonner Universität zählt bundesweit zu den produktivsten Fakultäten. Darüber hinaus gilt die Bonn Graduate School of Economics (BGSE), mit der das IZA eng kooperiert, als Vorreiter bei der Graduiertenförderung. Gerade in diesem Bereich müsse angesetzt werden, um die deutsche Wirtschaftswissenschaft im internationalen Vergleich weiter nach vorn zu bringen.

[Lesen Sie die Online-Version des Handelsblatt-Artikels]
Zum Download (PDF): Forscherranking | Medienpräsenzranking | Fakultätenranking | Artikel zu Klaus F. Zimmermann
Falk
Falk rangiert auf Platz 4 im Wirtschaftswoche-Ranking der Nachwuchsökonomen

Unter Deutschlands Nachwuchsökonomen rangiert IZA-Forschungsdirektor Armin Falk ebenfalls unter den Top 10. In einem von der Wirtschaftswoche erstellten Ranking belegt Falk, der als Wirtschaftsprofessor an der Universität Bonn lehrt und das dort beheimatete Labor für experimentelle Wirtschaftsforschung leitet, den vierten Platz. Um die zehn besten Nachwuchsökonomen unter 40 Jahren herauszufiltern, hat die Wirtschaftswoche mehr als 40 renommierte Wirtschaftsprofessoren in Deutschland nach ihren Topfavoriten befragt. Aus den zehn am häufigsten genannten Namen wurde dann anhand der Menge und Qualität ihrer wissenschaftlichen Publikationen eine Rangliste erstellt.

Lesen Sie dazu den Artikel der Wirtschaftswoche im Volltext (PDF).

April 2005:
 

Neue IZA-Studie: Mitarbeiter-Motivation leidet unter zu viel Kontrolle

Ein Zuviel an Mitarbeiter-Kontrolle kann deren Leistungsbereitschsaft stark negativ beeinflussen, wohingegen die Bereitschaft von Beschäftigten zu Mehrarbeit dann besonders stark ausgeprägt sein kann, wenn ihnen gegenüber ein Führungsstil der "freien Hand" praktiziert wird. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie von IZA-Forschungsdirektor Armin Falk (zugleich Universität Bonn) und Michael Kosfeld (Universität Zürich) zu den versteckten Kosten von Mitarbeiterkontrolle und Misstrauen.

Grundlage der Untersuchung waren umfangreiche Verhaltensexperimente mit 144 Schweizer Studenten, die zu diesem Zweck die Rolle von Mitarbeitern und Vorgesetzten einnahmen, wobei sie ihren Arbeitseinsatz bzw. Kontrollaufwand je nach Verhalten der "Gegenseite" variieren konnten. Dabei zeigte sich, dass die negativen Effekte von starker Kontrolle auf die Mitarbeitermotivation eindeutig überwiegen. Zwar kann auch die Existenz besonders umfassender Kontrollmöglichkeiten des Vorgesetzten prinzipiell leistungsfördernd wirken, doch Motivation und Leistung der Mitarbeiter gehen deutlich zurück, wenn diese Kontrolle als Ausdruck von Misstrauen empfunden wird. Selbst ein hohes Ausmaß an Kontrolle führt womöglich nur zu einer Mitarbeiterleistung, wie sie auch durch mehr Vertrauen hätte erreicht werden können.

Letztlich gibt es jedoch keinen "Königsweg" der Mitarbeiterkontrolle. Sie ist stets auch von den sonstigen Rahmenbedingungen im Unternehmen abhängig. Stehen dem Vorgesetzten beispielsweise kaum leistungsfördernde Anreizmechanismen zur Verfügung, dürfte ein von Vertrauen geprägter Führungsstil erfolgversprechender sein. Verfügt der Vorgesetzte hingegen über ein Portfolio von Anreiz- und Belohnungsformen, so kann deren disziplinierender Effekt gegenüber etwaigen Demotivationseffekten verstärkter Kontrolle überwiegen. Eine optimale Führungs- und Kontrollstrategie muss ferner das unterschiedliche Verhalten von "opportunistischen" und "intrisisch motivierten" Mitarbeitern berücksichtigen.

Quelle: A. Falk/M. Kosfeld, Distrust: The Hidden Cost of Control, IZA Discussion Paper No. 1203 [Volltext der Studie]

 

IZA-Direktor neuer Vorsitzender der Forschungsinstitute-Arbeitsgemeinschaft ARGE

Klaus F. Zimmermann
Klaus F. Zimmermann, IZA-Direktor und Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), wurde von der Arbeitsgemeinschaft deutscher wirtschaftswissenschaftlicher Forschungsinstitute e.V. (ARGE) zu ihrem neuen Vorsitzenden gewählt. Er tritt die Nachfolge von IZA-Fellow Thomas Straubhaar (Präsident des HWWA-Instituts für Wirtschaftsforschung Hamburg) an, der dieses Amt seit 2001 inne hatte.

Zimmermann betonte anlässlich seiner Wahl die herausragende Bedeutung der wissenschaftlichen Exzellenz und politischen Unabhängigkeit der ARGE-Institute: "Angesichts unserer großen wirtschaftspolitischen Herausforderungen spielen die ARGE-Institute eine zentrale Rolle, da sie wissenschaftlich fundierte Lösungskonzepte anbieten können. Die Politik muss den eingeschlagenen Reformprozess von Wirtschaft und Gesellschaft fortsetzen. Die deutsche Politikberatung ist hervorragend aufgestellt, die dazu erforderlichen Beratungsleistungen auf hohem wissenschaftlichen Niveau zu erbringen."

Zu stellvertretenden ARGE-Vorsitzenden wurden Ulrich Blum (IWH Halle), Johann Eekhoff (Universität zu Köln), Wolfgang Franz (Präsident ZEW Mannheim), Hans-Werner Sinn (Präsident ifo-Institut München) und Thomas Straubhaar gewählt. Auch Dennis Snower (Präsident IfW Kiel) und Christoph Schmidt (Präsident RWI Essen) gehören dem ARGE-Vorstand weiter als stellvertretende Vorsitzende an.

Die ARGE-Mitglieder DIW Berlin, HWWA, ifo, IfW, IWH und RWI legen die einflussreichen jährlichen Frühjahrs- und Herbstgutachten zur wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland vor.

März 2005:
 

US-Ökonom Joseph Stiglitz neues Mitglied im IZA Prize Committee

J. Stiglitz
Seit dem 10. März läuft die Nominierungsfrist für den diesjährigen IZA Prize in Labor Economics. Zur Nominierung eines Kandidaten für den IZA Prize sind ausschließlich IZA Research Fellows berechtigt. Das fünfköpfige Preiskomitee setzt sich aus den Nobelpreisträgern George Akerlof (University of California, Berkeley) und Joseph Stiglitz (Columbia University) sowie CEPR-Präsident Richard Portes, IZA-Direktor Klaus F. Zimmermann und IZA-Forschungsdirektor Armin Falk zusammen. Stiglitz tritt in diesem Jahr die Nachfolge von Gary Becker (University of Chicago) an, der dem Komitee seit der erstmaligen Auslobung des IZA Prize vor drei Jahren angehörte.

Die jährlich in Anerkennung besonderer wissenschaftlicher Leistungen auf dem Gebiet der Arbeitsökonomie verliehene Auszeichnung soll einen Anreiz zu weiteren Forschungsarbeiten liefern, die sich den drängenden Fragen der Arbeitsmarktpolitik widmen. Zu den bisherigen Preisträgern zählen Jacob Mincer, Orley Ashenfelter sowie Edward Lazear.

[weitere Informationen zum IZA Prize]
 

Buchneuerscheinung: The Economics of Immigration (Barry R. Chiswick)

B. Chiswick
Zuwanderungsfragen haben in allen westlichen Industrieländern an Bedeutung gewonnen, nicht nur in der politischen Debatte, sondern zunehmend auch in der wissenschaftlichen Forschung. IZA-Programmdirektor Barry R. Chiswick (University of Illinois, Chicago) gilt mit zahlreichen wegweisenden Arbeiten als Pionier auf dem Gebiet der Migrationsforschung. So untersuchte er das Phänomen der Zuwanderung unter anderem im Hinblick auf Arbeitsmarkt, Bildung, Spracherwerb und wirtschaftlichen Einfluss auf das Gastland. Auch zu Fragen der Zuwanderungspolitik veröffentlichte er umfangreiche Studien.
[Vollbild]
"Seine Beiträge treiben die Migrationsforschung seit über zwei Jahrzehnten voran. Indem er die entscheidenden Fragen aufwirft, nimmt er eine klare Führungsrolle auf diesem Gebiet ein", so IZA-Direktor Klaus F. Zimmermann. Chiswicks einflussreichste und meistzitierte Werke der vergangenen 25 Jahre sind nun unter dem Titel "The Economics of Immigration" in einem Einzelband, versehen mit einem Vorwort von Nobelpreisträger Gary S. Becker (University of Chicago und IZA), bei Edward Elgar Publishing erschienen [weitere Informationen].

Chiswick, Barry R. (2005), The Economics of Immigration. Edward Elgar Publishing, Cheltenham, UK. 424 pages.
ISBN 1-84376-458-X.

 

Gemeinsamer Aufruf von Institutsleitern: Drei Punkte für mehr Wachstum

Hüther | Straubhaar | Zimmermann
IZA-Direktor Klaus F. Zimmermann hat sich am 11. März 2005 gemeinsam mit dem Direktor des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW Köln), Michael Hüther, und dem Präsidenten des HWWA-Instituts für Wirtschaftsforschung Hamburg (HWWA), Thomas Straubhaar, in einem Reformaufruf an die Politik gewandt. In dem Papier schlagen die Institutsleiter die Umsetzung eines Drei-Punkte-Sofortprogramms zur Belebung des deutschen Arbeitsmarkts vor:

1. Senkung des Arbeitslosenversicherungsbeitrags und Abschaffungs des Solidaritätszuschlags bei gleichzeitiger Erhöhung der Mehrwertsteuer.
2. Breitere Anwendung der gesetzlichen Bestimmungen zur Befristung von Arbeitsverträgen und mittelfristige Entscheidung über die Ersetzung des Kündigungsschutzes durch Abfindungsregelungen.
3. Entbürokratisierung der Vorschriften zur Nutzung von Zukunftstechnologien und anderer beschäftigungshemmender Bestimmungen (Antidiskriminierungsgesetz).

Lesen Sie dazu die Pressemitteilung und den Aufruf im Volltext (PDF).

Januar 2005:
 

IZA-Reformvorschlag zur Arbeitslosenversicherung: Flexible Wahltarife einführen

Im Auftrag der Bertelsmann Stiftung hat das IZA Möglichkeiten zur Reform der gesetzlichen Arbeitslosenversicherung untersucht. Die denkbaren Alternativen zum bestehenden, tendenziell Fehlanreize auslösenden und zu teuren Regelwerk reichen vom Experience-Rating (das den Arbeitgeberbeitrag vom Entlassungsverhalten abhängig macht) und einer Lohnversicherung für Langzeitarbeitslose (die die Aufnahme einer geringer entlohnten Arbeit durch staatliche Zuschüsse attraktiver gestaltet), bis hin zur Einführung individueller Versicherungskonten mit dem Ziel einer Stärkung der Eigenvorsorge.

Die in der Schriftenreihe der Bertelsmann Stiftung vorgelegte, von Hilmar Schneider federführend bearbeitete Studie formuliert einen integrierten Reformvorschlag für die Neugestaltung der Arbeitslosenversicherung. Sein Hauptelement ist die Einführung flexibler Wahltarife, mit denen sowohl den Wiederbeschäftigungschancen des Einzelnen und dem möglichen Umfang der Eigenvorsorge als auch der individuellen Risikobereitschaft sinnvoll Rechnung getragen werden kann. Eine solche Reform würde die Kosten der Arbeitslosenversicherung um über 50 Prozent verringern, ohne die Balance zwischen sozialer Solidarität und Eigenverantwortung aufzugeben.

Schneider, Hilmar/Marcus Hagedorn/Ashok Kaul/Tim Mennel (2004), Reform der Arbeitslosenversicherung (Hrsg. von der Bertelsmann Stiftung). Gütersloh. ISBN 3-89204-736-7.

 

"Deutschland ist keine Basarwirtschaft" – Ministerpräsident Peer Steinbrück zu Gast im IZA Tower Talk

Peer Steinbrück
Vor großem Publikum fand am 13. Januar die erfolgreiche Veranstaltungsreihe „IZA Tower Talk“ im Bonner Post-Tower ihre Fortsetzung. Der Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen, Peer Steinbrück, referierte zum Thema „Zwischen Wohlfahrtsstaat und Basarwirtschaft: Die Zukunft der sozialen Arbeitsmarktpolitik in Deutschland“. Im Anschluss stellte er sich der Diskussion mit Hilmar Schneider, IZA-Direktor für Arbeitsmarktpolitik, und den Gästen des IZA.

Steinbrück bekräftigte zu Beginn die Notwendigkeit einer konsequenten Umsetzung der Hartz-Reformen, die er als den weitreichendsten arbeitsmarkt- und sozialpolitischen Reformschritt in der Geschichte der Bundesrepublik wertete. Dennoch warnte er davor einen kurzfristigen Effekt dieser Maßnahmen auf die Entwicklung der Arbeitslosigkeit zu erwarten. Heftig kritisierte Steinbrück die latente Neigung der deutschen Öffentlichkeit zu „Ausflügen ins Jammertal“ und rief zu mehr Optimismus bei der Modernisierung von Wirtschaft und Gesellschaft auf. Das bislang Erreichte etwa auf dem Gebiet der Steuerreformen könne sich – auch im internationalen Vergleich – durchaus sehen lassen, und dies, obwohl die 1990er Jahre als ein „versäumtes Jahrzehnt“ gelten müssten.

Zentrale Bedeutung maß der Ministerpräsident der Bildungspolitik zu – hier habe Deutschland noch erhebliche Anstrengungen vor sich, um beispielsweise das Berufseintrittsalter der Absolventen zu verringern und die Beschäftigungssituation von geringer Qualifizierten durch entsprechende Maßnahmen zu verbessern. Im Übrigen gelte es, bislang ungenutzte Humankapitalpotenziale, wie sie insbesondere in der Gruppe junger, hochqualifizierter Frauen und Mütter vorhanden seien, durch eine konsequente Verbesserung des Angebots von Kinderbetreuungsmöglichkeiten zu erschließen, um dem demographischen Schwund begegnen zu können.

Der angesichts unübersehbarer Globalisierungsfolgen mitunter vertretenen These von der „Basarökonomie“, der zufolge die inländische Wertschöpfung im Vergleich zum Gewicht des Imports billig im Ausland hergestellter Vorleistungen und des Exports lediglich in Deutschland endmontierter Produkte an Bedeutung abnehme, widersprach Steinbrück entschieden. Er verwies unter anderem auf die Handelsbilanz mit den Staaten Osteuropas, die einen deutlichen Außenhandelsüberschuss ausweise. Von der intensiveren Arbeitsteilung gerade mit den neuen EU-Staaten habe Deutschland bislang eindeutig profitiert, Grund für Pessismismus sei nicht gegeben.

Im Gespräch mit Hilmar Schneider und dem Publikum erteilte Steinbrück Forderungen nach weiteren Steuersenkungen eine Absage und plädierte stattdessen für eine stärker steuerfinanzierte soziale Sicherung zur Entlastung des Faktors Arbeit. Ausdrücklich würdigte der Ministerpräsident die Forschungsarbeit des IZA und dessen Teilnahme an der wissenschaftlichen Analyse der Umsetzung der Hartz-Reformen.